Allein unter 19 Männern
Gut sieben Stunden Anreise im Auto hinter uns, gingen wir hinauf im Abendlicht auf die Täschhütte auf 2.700 Metern. Wir, das waren die drei Gore-Mitarbeiter Andi Frei, Luca Cerrutti, Lewis Grundy und ich. Sozusagen die internationale Vorhut der gesamten Mammut/Gore-Truppe, in der ich, wie sich herausstellen sollte, die einzige Frau unter 19 Männern war. Nun gut, also noch eine zusätzliche Herausforderung. Wir nutzten die Zeit, uns ein bisschen zu akklimatisieren, bevor es am Samstag frühmorgens bestens gerüstet mit GORE-TEX Bekleidung und hochtourentauglichen GORE-TEX Bergschuhen von Mammut um 4.15 Uhr losging.
Aufstieg
Mit dem Schlafen auf Hütten und in der Höhe ist das ja so eine Sache. Meine ist es nicht. Wie auf Knopfdruck sprangen die Bergprofis im Schlafraum aus den Lagerbetten und packten ihre Sachen, als uns ein nettes, schweizerdeutsches "Guete Morge" von einem der Bergführer der Mammut Alpine School um kurz nach drei Uhr weckte. Ich brauchte da schon ein wenig mehr Anlaufzeit, hatte kaum geschlafen und fühlte mich ziemlich gerädert. Los ging’s um kurz nach vier Uhr langsamen Schrittes.
Augenblicke
Die Nacht war klar, die Schneedecke gut durchgefroren und trug hervorragend. Die ersten Sonnenstrahlen tauchten die Berge in traumhaft schönes Licht. Mittendrin: das Matterhorn, der Berg der Schweizer Berge. Augenblicke, die die Seele berühren. Inzwischen mit Steigeisen und in 4er-Seilschaften ging es hinauf über die weiten Schneefelder in Richtung Alphubeljoch.
Seilschaft
Die Sonne kam vom Osten über den Kamm. Es war nicht mehr weit bis zum Alphubeljoch, wo wir eine Pause einlegten und unsere Schneeschuhe deponierten. Bisher lief alles optimal, die Motivation war nach wie vor sehr hoch. Kein Wunder, wenn man das große Glück hat, direkt hinter Stephan Siegrist, einem der weltweit besten Alpinisten, der zudem ausgebildeter Bergführer ist, in der ersten Seilschaft gehen zu dürfen. Hinter mir Rolf Schmid, damals CEO der Mammut Sports Group AG, und Andreas Frei von Gore. Die Aussicht von hier oben war an diesem strahlend-klaren Tag genial. Im Westen zeigte sich das beeindruckende 4000er Panorama mit Breithorn, Matterhorn und Co in seiner ganzen Pracht.
Gipfelwege
Der Alphubel selbst hat viele Gesichter. Von der Ostseite streckt er sich als gewaltiger, vergletscherter Buckel mit einem langgestreckten Gipfelplateau. Von dieser Seite ist er leicht zu besteigen. Von Westen her präsentiert er sich als über 700 Meter hohe Wand mit Rippen und zwei signifikanten Graten. Aufgrund der guten Verhältnisse nahmen wir den Gipfel über den Südgrat via Eisnase in Angriff. Die Eisnase zeigte sich als über 40 Grad steile Flanke. Stephan nahm uns ans kurze Seil und schlug mit seinem Pickel immer wieder kleine Stufen ins Eis. Adrenalin pur. Ich musste mich konzentrieren, um nicht immer wieder das Seil zwischen die Beine zu bekommen. Schritt für Schritt arbeiteten wir uns hinauf. Schön langsam wurde die Luft dann doch dünn, Kopf und Beine müde. Das langgestreckte Gipfelplateau des Alphubels war erreicht, von einem Gipfelkreuz allerdings erst einmal nichts zu sehen.
Gipfelglück und Abstieg
Nach 4.51 Stunden und 1.895 positiven Höhenmetern erreichte unsere Seilschaft als erste das im Schnee fast komplett versunkene Gipfelkreuz des Alphubels. Dort: Sonne pur, Windstille, ein unglaubliches Panorama, dazu strahlende Gesichter bei allen und viele Glückshormone bei denen im Blut, für die es der erste 4000er war.