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    4000er-Premiere in einer ganz besonderen Seilschaft

    Petra Rapp
    Petra Rapp

    Allein unter 19 Männern

    Gut sieben Stunden Anreise im Auto hinter uns, gingen wir hinauf im Abendlicht auf die Täschhütte auf 2.700 Metern. Wir, das waren die drei Gore-Mitarbeiter Andi Frei, Luca Cerrutti, Lewis Grundy und ich. Sozusagen die internationale Vorhut der gesamten Mammut/Gore-Truppe, in der ich, wie sich herausstellen sollte, die einzige Frau unter 19 Männern war. Nun gut, also noch eine zusätzliche Herausforderung. Wir nutzten die Zeit, uns ein bisschen zu akklimatisieren, bevor es am Samstag frühmorgens bestens gerüstet mit GORE-TEX Bekleidung und hochtourentauglichen GORE-TEX Bergschuhen von Mammut um 4.15 Uhr losging. ts_sh0428_alphubel_d-77546

    Aufstieg

    Mit dem Schlafen auf Hütten und in der Höhe ist das ja so eine Sache. Meine ist es nicht. Wie auf Knopfdruck sprangen die Bergprofis im Schlafraum aus den Lagerbetten und packten ihre Sachen, als uns ein nettes, schweizerdeutsches "Guete Morge" von einem der Bergführer der Mammut Alpine School um kurz nach drei Uhr weckte. Ich brauchte da schon ein wenig mehr Anlaufzeit, hatte kaum geschlafen und fühlte mich ziemlich gerädert. Los ging’s um kurz nach vier Uhr langsamen Schrittes. ts_sh0428_alphubel_d-77897

    Augenblicke

    Die Nacht war klar, die Schneedecke gut durchgefroren und trug hervorragend. Die ersten Sonnenstrahlen tauchten die Berge in traumhaft schönes Licht. Mittendrin: das Matterhorn, der Berg der Schweizer Berge. Augenblicke, die die Seele berühren. Inzwischen mit Steigeisen und in 4er-Seilschaften ging es hinauf über die weiten Schneefelder in Richtung Alphubeljoch.

    Petra Rapp und ihr Team Andreas Frei, Stephan Siegrist und Rolf Schmid.
    Petra Rapp und ihr Team Andreas Frei, Stephan Siegrist und Rolf Schmid.

    Seilschaft

    Die Sonne kam vom Osten über den Kamm. Es war nicht mehr weit bis zum Alphubeljoch, wo wir eine Pause einlegten und unsere Schneeschuhe deponierten. Bisher lief alles optimal, die Motivation war nach wie vor sehr hoch. Kein Wunder, wenn man das große Glück hat, direkt hinter Stephan Siegrist, einem der weltweit besten Alpinisten, der zudem ausgebildeter Bergführer ist, in der ersten Seilschaft gehen zu dürfen. Hinter mir Rolf Schmid, damals CEO der Mammut Sports Group AG, und Andreas Frei von Gore. Die Aussicht von hier oben war an diesem strahlend-klaren Tag genial. Im Westen zeigte sich das beeindruckende 4000er Panorama mit Breithorn, Matterhorn und Co in seiner ganzen Pracht.

    ts_sh0428_alphubel_d-78340Gipfelwege

    Der Alphubel selbst hat viele Gesichter. Von der Ostseite streckt er sich als gewaltiger, vergletscherter Buckel mit einem langgestreckten Gipfelplateau. Von dieser Seite ist er leicht zu besteigen. Von Westen her präsentiert er sich als über 700 Meter hohe Wand mit Rippen und zwei signifikanten Graten. Aufgrund der guten Verhältnisse nahmen wir den Gipfel über den Südgrat via Eisnase in Angriff. Die Eisnase zeigte sich als über 40 Grad steile Flanke. Stephan nahm uns ans kurze Seil und schlug mit seinem Pickel immer wieder kleine Stufen ins Eis. Adrenalin pur. Ich musste mich konzentrieren, um nicht immer wieder das Seil zwischen die Beine zu bekommen. Schritt für Schritt arbeiteten wir uns hinauf. Schön langsam wurde die Luft dann doch dünn, Kopf und Beine müde. Das langgestreckte Gipfelplateau des Alphubels war erreicht, von einem Gipfelkreuz allerdings erst einmal nichts zu sehen.

    Gipfelglück und Abstieg

    Nach 4.51 Stunden und 1.895 positiven Höhenmetern erreichte unsere Seilschaft als erste das im Schnee fast komplett versunkene Gipfelkreuz des Alphubels. Dort: Sonne pur, Windstille, ein unglaubliches Panorama, dazu strahlende Gesichter bei allen und viele Glückshormone bei denen im Blut, für die es der erste 4000er war.

    Petra Rapp Petra Rapp

    Petra Rapp

    Ski- und Outdoor-Expertin. Petra ist studierte Kommunikationswirtin und arbeitet seit über 20 Jahren als freie Journalistin und Texterin. Sie schreibt für diverse Bergsport- und Skimagazine sowie für mehrere Tageszeitungen. Dem Skisport ist sie als frühere Rennläuferin und Skilehrerin nicht nur schreibend nach wie vor eng verbunden: Sie nutzt ihren bergnahen Standort im Inntal in jeder freien Minute, um selbst draußen multisportiv unterwegs zu sein, im Winter gerne immer öfter auch mit den Tourenskiern oder in der Loipe, im Sommer für Bergtouren, auf dem Bike oder laufend. (www.petra-rapp.blogspot.com)

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