Blog Startseite / Erlebnisse & Events

    Die längste Skitour der Welt – Red Bull Der Lange Weg

    Gastautoren
    Gastautoren

    Kannst du Skifahren? Wenn Nein, dann kannst du dir das, was ich jetzt erzählen werde, wahrscheinlich nicht richtig vorstellen ;-) Wenn Ja, dann vergiss einmal deine Highend-Skistiefel, deine leichten Ski und deine Skistöcke aus Carbon! Vor 47 Jahren startete eine Gruppe von 4 Österreichern an der Rax (in der Nähe von Wien), um den kompletten Alpenhauptkamm auf Ski zu überqueren. Ihre unglaubliche Reise sollte in Nizza, an der Mittelmeerküste, enden. Alles, was sie dafür hatten, waren Ski, die eher Langlaufski glichen, Schnürstiefel aus Leder und Skibindungen mit Fersenfixierung, die eigentlich nur aus einem Metallclip bestanden – je mehr man sie belastete, desto stabiler waren sie. Was sie nicht hatten, waren GORE-TEX Jacken zum Schutz vor den Elementen. Stattdessen trugen sie kratzige Pullover aus Schafwolle. Wenn ich mir das nur vorstelle und mir vor Augen führe, wie sie so Tag für Tag im Schnee verbrachten, vielleicht auch gelegentlich einen Regenschauer erlebten – da fühlt sich meine Haut kalt und feucht an. Geführt von Robert Kittl wählte die Gruppe nicht die schnellste Route bis zu ihrem Ziel, sondern die spektakulärste und landschaftlich reizvollste. Auf ihrem Weg bestiegen sie einige der beeindruckendsten und bekanntesten Gipfel der Alpen, darunter den höchsten Berg Österreichs, den Großglockner (3.798 m), die Dafourspitze (4.634 m) und den höchsten Gipfel der EU, den Mont Blanc, der sich 4.810 m über den Meeresspiegel erhebt. Für diese monumentale Meisterleistung brauchte das Team 41 Tage. Ohne einen einzigen Tag Pause meisterten sie eine Entfernung von fast 2.000 km und 85.000 Höhenmeter im Aufstieg. Bist du schon mal einen Marathon gelaufen? Okay, einen Halbmarathon vielleicht? Die Gruppe legte diese Distanz pro Tag im Durchschnitt 2,5-mal zurück. Jeden Tag! 41 Tage lang. Und zwar nicht „nur“ auf der Ebene, sondern mit genau 2.173 Höhenmetern im Aufstieg, täglich. Sie gingen weiter, egal wie wund und schwer ihre Beine waren, wie schlecht die Schneebedingungen oder wie fürchterlich das Wetter, ganz zu schweigen von all den Kleinigkeiten, die die meisten von uns hätten zu Hause bleiben und einen Tag „Zwangspause“ einlegen lassen. Übrigens: Die halbe Zeit über hatten sie tatsächlich schlechtes Wetter. Stell dir das vor: Ihre Kleidung war aus Wolle, sie hatten keine Funktionstextilien, die sie vor Wind, Regen oder Schnee hätten schützen können! Hast du schon mal einen kompletten Whiteout erlebt? Wenn oben und unten nahtlos ineinander übergehen? Und dann versucht zu navigieren, die richtige Route zu finden, den nächsten Gipfel, nur mit einer Karte und einem Kompass? Das erfordert ziemlich gute Navigationsfähigkeiten! Ich weiß nicht, ob ich (späte Generation Y) in so einer Situation den richtigen Weg finden könnte… Aber ist es wirklich leichter mit modernster Technologie, mit besserer und leichterer Ausrüstung? Natürlich wussten sie, wann die Lawinengefahr groß war, auch wenn sie keine genauen Vorhersagen hatten. Trotzdem machten sie weiter Kilometer, um ihr tägliches Pensum möglichst einzuhalten. Aber heute – kann man wirklich verantworten, einen Hang herunterzufahren, wenn man genau weiß, dass Lawinenstufe 4 oder 5 ausgerufen ist? Kann man natürlich nicht. Wie verändert die Tatsache, dass wir heutzutage so viel mehr wissen, unsere gesamte Herangehensweise an ein Projekt und wie sehr setzt es uns unter Druck, erfolgreich zu sein? Denn das hochgesteckte Ziel von weniger als 40 Tagen gibt es immer noch. Und es ist immer noch anspruchsvoll! Ist es immer möglich, die Sicherheit an die erste Stelle zu stellen? Was hat sich in den Alpen in den vergangenen 50 Jahren sonst noch verändert? Hat die Erderwärmung die möglichen Routenoptionen beeinflusst? Sind die hochalpinen Gletscher inzwischen so zerrissen, dass man unmöglich einen Weg über die Gletscherspalten findet und sie stattdessen zeitaufwändig umgehen muss? Selbstverständlich würde man so eine Reise niemals allein antreten. Wie gut aber werden 7 Individualisten mit 7 unterschiedlichen Meinungen und Persönlichkeiten miteinander klarkommen? Und schließlich, nachdem das Skitourengehen ein so beliebter Sport geworden ist – wie viele Aufstiegsspuren werden wir tatsächlich legen müssen („Willst du TOUREN, musst du SPUREN“)? Für mich geht es beim „Red Bull Der Lange Weg“ Projekt umso viel mehr als nur Leistung und das Meistern einer körperlich und mental anspruchsvollen Herausforderung. Es ist vielmehr ein wahrgewordener Traum, eine Reise, die man nur einmal im Leben macht, eine ganz besondere Gelegenheit. Das aufregendste daran ist, dass es nicht weit weg ist, nicht in einem fernen, unbekannten Winkel der Erde, wo die meisten von uns niemals hinkommen oder gar den Namen richtig aussprechen können. Wir starten sozusagen gleich um die Ecke. Auf unserem Weg kommen wir vielleicht buchstäblich an deiner Haustüre vorbei und besteigen den Gipfel, auf dem du gestern noch mit Freunden warst. Per Live-Tracking kannst du unseren Weg in Echtzeit verfolgen. Es sind noch viele Fragen offen und vieles ist noch zu klären, aber eines ist sicher: Es wird ein echtes Abenteuer werden!

    Das Team:

    GORE-TEX Athletin Tamara Lunger (IT) GORE-TEX Athleten Mark & Janelle Smiley (US) Nuria Picas (ES) Bernhard Hug (CH) David Wallmann (AT) Philipp Reiter (DE)

    Autor: Philipp Reiter

    Gastautoren Gastautoren

    Gastautoren

    Neue Einblicke. Interessante Blickwinkel. Spannende Geschichten. Einzigartige Menschen. Wir sind sehr stolz, als ingredient Brand Teil eines großen Netzwerks zu sein. Daher freuen wir uns, Euch auf unserem Blog Beiträge von ganz verschiedenen Autoren präsentieren zu können.

    Alle Artikel von diesem Autor