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    Erde. Trekking im Waimea Canyon, Hawaii

    Nina Beer
    Nina Beer

    Wir haben einen gemeinsamen Traum: Auf den Spuren der vier Elemente Erde, Luft, Feuer und Wasser wollen wir die schönsten Trails Hawaiis erkunden. Für den GORE-TEX Blog berichten wir von unseren Erlebnissen. Die erste Tour führt nach Kauai, dem geologisch ältesten Teil der Inselkette. Seit rund 5 Millionen Jahren gräbt hier der Waimea River den gleichnamigen Canyon tiefer und tiefer ins Erdreich.

    Ein erster Härtetest

    Als wir auf den Grat hinaustreten und sich der Waimea Canyon in voller Pracht vor uns öffnet, ist meine anfängliche Nervosität schlagartig verflogen. In facettenreichen Farbtönen fallen Erdhänge von allen Seiten ins Tal. Sonnenlicht erleuchtet die Sedimentschichten, Wolken zaubern immer neue Schatten- und Farbeffekte. Auf einer Länge von 14 Meilen und mit einer Breite von knapp 1 Meile zieht sich der „Grand Canyon des Pazifik“, wie ihn der Schriftsteller Mark Twain einst taufte, durchs Land. Er ist eine der größten Touristenattraktionen Hawaiis, wenngleich international weniger bekannt als sein großer Bruder in Arizona. Zu diesem Zeitpunkt liegt etwa eine halbe Meile der Wegstrecke hinter uns. Ein schmaler, stufenreicher Pfad, der sich in zahlreichen Windungen bergabwärts schlängelt. Beim Abstellen des Jeeps am Beginn des Trails hatte sich Bangen in unsere Vorfreude gemischt. Die Zweitagestour entlang des Kukui und des Koaie Trails wird uns rund 12 Meilen und über 900 Höhenmeter entlang des Waimea Rivera durch den Canyon führen. Sie ist ein Test zuallererst an uns selbst. Weder Fitnessstudio noch Laufeinheit bereiten angemessen auf die ungewohnte Belastung eines vollgepackten Trekkingrucksacks vor, oder auf die Strapazen weiter Märsche im Gelände. Aber auch ein erster Test ans Equipment. In langen Abenden hatten wir uns zuhause auf den Trip vorbereitet: Unmengen an Ausrüstung, darunter Zelt, Kochgeschirr, Isomatten, Fotoequipment und Rucksäcke auf dem Wohnzimmerboden zusammengetragen. Dazu GORE-TEX Jacken und –Schuhe, um gegen die vielfältigen klimatischen Bedingungen der hawaiianischen Inseln bestmöglich gewappnet zu sein. Die rote Erde ist auf diesem Teilstück des Trails trocken und grobkörnig. Allzu leicht kommt man im abschüssigen Gelände auf den losen Körnern ins Rutschen. Das gute Profil der Wanderstiefel und die Stöcke zahlen sich hier aus. Der weiche Lehmboden erweckt den Eindruck, als könne schon der nächste Regenguss die gesamte Insel hinab in die Tiefe spülen.

    Chocolate Milk

    Eine entgegenkommende Wanderin warnt uns, der Pegel des Flusses im Talboden sei aufgrund von Regenfällen einige Fuß höher als sonst, möglicherweise unpassierbar. „Chocolate Milk“, ergänzt sie mit einem Grinsen. Sie selbst habe es nicht versucht, ans andere Ufer zu gelangen. Hipalau, unser Camp für die Nacht, ist das dritte von insgesamt vier Camps im Canyon und liegt weit hinter dem Fluss. Kurz vor dem Talboden passieren wir ein Waldstück. Schlagartig wird der Trail feucht und matschig. Knöcheltief sinken wir in die zähe Erde, die unsere Tritte nur widerwillig freigibt. Dank unserer wasserdichten Wanderstiefel passieren wir das Teilstück.dennoch trockenen Fußes. Dann kündigt lautes Rauschen den Waimea River an. Chocolate Milk, ein zahmer Ausdruck für das Bild, das sich uns nun bietet. Die rote Erde des Canyon hat sich in den Wassermassen verflüssigt, der trübe Strom schießt an uns vorüber. Hier zu kampieren ist für uns keine Option, wir wollen unser Etappenziel unbedingt erreichen. Um dabei auf den letzten Meilen nicht noch Blasen an den Füßen zu riskieren, da das tiefe Flusswasser nun unvermeidlich von oben in den Schaft unserer Wanderstiefel eindringen würde, versuchen wir, den Fluss barfuß zu passieren. In der Mitte des Flusses steht das Wasser bis weit über die Knie, die starke Strömung erschwert das sichere Setzen der Stöcke. Die Anspannung löst sich, als wir spüren, dass das tiefste Stück des Flussbettes überwunden ist. Das Hipalau Camp erreichen wir erst kurz vor der Dämmerung.

    Hinaus aus dem Erdschlund

    Am nächsten Morgen stehen wir mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Wir haben noch nicht genug, wollen die spektakuläre Landschaft im Canyon weiter erkunden. Die Luft ist kühl und feucht, der Pfad entlang des Flusses verjüngt sich. Gras und Sträucher ragen in den Weg, peitschen klatschend gegen Arme und Beine. Nach kürzester Zeit perlt der Tau glänzend von unseren Hosen und Jacken. Wir verlieren uns andächtig im Anblick der glühend erleuchteten Felswände, mit dem uns die Morgensonne für unseren frühen Aufbruch belohnt. Rund 3000 Fuß reicht der Fels hier in die Höhe. Auf dem Rückweg ist der Flusspegel im Vergleich zum Vortag deutlich gesunken, die Flussdurchquerungen haben ihre Bedrohlichkeit verloren. Nun sind sie eine willkommene Abkühlung vor dem steilen Anstieg. Nach einigen Stunden unter brennender Sonne spuckt uns der Erdschlund des Canyon am Kamm aus. Die Vielfalt der Erdtöne auf dieser ersten Tour sind, wie wir auf unseren kommenden Touren noch erfahren werden, sinnbildlich für die Vielseitigkeit der Eindrücke, die Trekking auf den hawaiianischen Inseln so lohnenswert macht. Wir sind angefixt und gespannt, was die Insel in den kommenden Wochen noch für uns bereit hält. Was war dein schönstes Naturerlebnis rund ums Element Erde? Erzähl uns davon in den Kommentaren.

    Nina Beer Nina Beer

    Nina Beer

    Für ihre Ideen mit überzeugenden Geschichten in Wort und Bild zu begeistern - das ist der Arbeitsalltag der Münchner Konzeptionerin Nina Beer. Die besten Ideen kommen ihr in der Natur.Beim Running nach der Arbeit oder auf ausgedehnten Touren in den bayerischen und Südtiroler Bergen. Hier ist sie beim Wandern, mit dem Mountainbike und neuerdings auch auf Tourenskiern unterwegs. Von ihren Fernreisen nach Tansania, Myanmar, Chile oder Hawaii kehrt sie mit dem Kopf voller Abenteuer und Geschichten zurück - und stets auch schon mit Plänen für die nächste Reise. Meistens begleitet sie dabei der Südtiroler Fotograf Manuel Ferrigato.

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