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    Fotografieren bei Schnee, Eis und Kälte: so geht’s

    Gastautoren
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    Wir nähern uns dem Ende unserer Hundeschlittentour durch die winterliche Wildnis Nordnorwegens. An den letzten Tagen hat unsere Gruppe, bestehend aus 55 Hunden und sieben abenteuerlustigen Mushern, diejenigen Leute, die das Hundeschlittengespann lenken, auf Zeit die Nationalparks Øvre Dividal und Rohkunborri erkundet. Es gab klare Tage bei trockenen minus 30 Grad und verschneite bei feuchten minus fünf. Unsere Kamera-Ausrüstung hat einiges mitgemacht. Im Winter gelten Regeln zum Bildaufbau, dem Finden besonderer Perspektiven und das nötige Wissen um die Einstellungen an der Kamera, fast identisch wie im Sommer. Bei großer Kälte, Schnee und Eis gibt es allerdings einige weitere Punkte, die man unbedingt beachten muss, um zu seinem gewünschten Foto zu kommen.

    Dogsledding through Dividal and Rohkunborri National Parks. Norway.
     

    Am letzten Morgen, wir haben die Nacht im Zelt an einem nicht ganz zugefrorenen Fluss verbracht, haben fast alle Probleme mit beschlagenen Objektiven. Ein wenig mehr Feuchtigkeit in der Luft, die sich auf den Kameras niederlässt. Richtig fluchen tut allerdings nur Jason – der Spiegel an seiner Kamera ist eingefroren. Sie zeigt kurz eine Fehlermeldung und versagt dann komplett den Dienst. Erst einen Tag später, zurück in der Zivilisation und Wärme, löst sich das Problem. Wie man im Winter am besten unterwegs ist, lest ihr hier.

    Batterien/Akkus

    Fällt das Thermometer, sinkt auch die Lebensdauer von Akkus und Batterien. Generell sollte man für alle elektronischen Geräte, wie beispielsweise auch Stirnlampen o.ä. im Winter Lithium-Ionen Batterien verwenden – sie halten bei Kälte länger durch (was auch die höheren Anschaffungskosten ausgleicht). Akkus gibt es ohnehin nur als Lithium-Variante. Um unterwegs nie in die Falle zu tappen, dass ein Kameraakku bei Minusgraden einfach aufgibt und die notwendige Spannung nicht mehr aufbauen kann, obwohl er theoretisch noch gar nicht leer ist, ist es wichtig, mindestens einen zweiten Akku dabei zu haben und ihn möglichst nah und warm am Körper zu tragen. Gibt der erste Akku auf, kann man schnell wechseln. Durch Kälte leer gesogene Akkus erlangen beim nächsten Aufwärmen zumindest einen Teil ihrer Energie wieder. Man kann notfalls also auch ein zweites Mal wechseln ... Insgesamt kann man glücklicherweise sagen, dass Kamera-Akkus – zumindest größerer Kameras wie beispielsweise einer Canon 5D oder Nikon D800 – heutzutage erstaunlich stark sind. Sie machen auch bei 20 Grad unter Null viele hundert Aufnahmen möglich.

    Dogsledding through Dividal and Rohkunborri National Parks. Norway.
     

    Feuchtigkeit

    Ein noch größeres Problem als die Energieversorgung stellt in meinen Augen die Feuchtigkeit dar, die sich im Winter auf und in Kameragehäusen und Objektiven niederschlagen kann; im schlimmsten Fall gefriert. Dann hat man ein echtes Problem. Einem Freund ist kürzlich auf einer Hundeschlittentour in Norwegen am fünften Tag einfach der Spiegel eingefroren, die Kamera war damit nicht mehr einsetzbar. Feuchtigkeit bildet sich beispielsweise, wenn man die kalte Kamera in einen warmen Raum bringt. Und das kann schon das Zelt sein, in dem es durch eine Gaslaterne oder den Kocher 20 Grad wärmer ist als draußen. Daher gilt: die Kamera wenn möglich über den Verlauf einer Wintertour komplett draußen im Fotorucksack lassen, auch nachts. Geht das aus Gründen der Sicherheit o.ä. nicht, die Kamera so langsam wie möglich an die Innentemperatur anpassen. Man kann sie dafür im geschlossenen Fotorucksack lassen, noch besser sind wasserdichte Rollbeutel, aus denen man vor dem Rollen möglichst viel Luft entweichen lässt.

    Reinigungstücher

    Da sich Feuchtigkeit auch einfach durch den kondensierenden Atem auf der Ausrüstung niederschlagen kann, ist es sinnvoll, möglichst mehrere, möglichst saugfähige Reinigungstücher dabei zu haben. Am besten deponiert man eins in jeder Jacken- und Hosentasche und noch einige zusätzlich im Fotorucksack.

    Handschuhe

    Dogsledding through Dividal and Rohkunborri National Parks. Norway.
     

    Selbst wenn die Akkus alle Strom geben und die Kamera nicht wegen Feuchtigkeit beschlagen oder eingefroren ist, geht im Winter nicht viel, wenn man nicht an die richtigen Handschuhe gedacht hat. Ist es zu kalt, schmerzen nackte Fingerkuppen fast augenblicklich, besonders bei Berührung mit dem kalten Metall der Kamera. Dicke Daunenfäustlinge sind die richtige Wahl, wenn man bei minus 30 Grad eine Hundeschlittentour macht, allerdings kann man damit keine Kamera bedienen. Es gibt hauchdünne Liner-Handschuhe aus Wolle oder etwas dickere aus Powerstretch, die meist auch noch ausreichend Feingefühl geben, um alle Einstellungen vornehmen zu können. Solche Handschuhe kann man oft auch als erste Schicht unter einem dicken Fäustling tragen. Es gibt außerdem Kombi-Produkte, bei denen sich ein Außenhandschuh seitlich öffnen lässt, um feinmotorische Dinge mit einem dünneren Innenhandschuh durchführen zu können. Oder Fäustlinge, bei denen sich die komplette Front zurückklappen lässt, und die nackten Finger zum Vorschein kommen. Welcher Handschuh wirklich der beste ist, ist eine persönliche Sache und muss ausprobiert werden. Hier einige empfehlenswerte Modelle: - Icebreaker Oasis Glove - Millet Exploration Mitt - Marmot Powerstretch Glove - Marmot Windstopper Convertible Glove

    Fokusfalle Schneeflocken

    Dicke Schneeflocken können Fotos sehr spannend machen und so richtig Winterfeeling transportieren, man muss allerdings aufpassen, dass der Fokus trotzdem passt. Schneeflocken können den Autofokus der Kamera durchaus verwirren und dann ist nicht mehr das Gesicht des Skiläufers scharf, sondern nur die Flocke direkt vor seinem Gesicht. Also Obacht und immer mal wieder kontrollieren, ob der Fokus wirklich korrekt war.

    Achtung automatische Belichtung

    Eine weitere Falle für die Automatik der Kamera stellt der helle Schnee dar. Er verwirrt den Belichtungsmesser und gaukelt ihm viel Licht vor, auch wenn alles ja „nur“ weiß ist, nicht unbedingt hell. Dadurch werden viele Bilder unterbelichtet, wenn man nicht manuell eingreift. Am besten geht das mit der Belichtungskorrektur, die man ins positive korrigieren muss. +1 (also plus eine Blende) funktioniert oft sehr gut. Aber das ist nicht immer genug – oder teilweise zuviel – also regelmäßig die Bilder und das Histogramm überprüfen. Und im Idealfall auch im RAW fotografieren, um hinterher bei der Bildbearbeitung bessere Möglichkeiten der Korrektur zu haben oder Bilder retten zu können, die auf den ersten Blick über- oder unterbelichtet aussehen.

    Dogsledding through Dividal and Rohkunborri National Parks. Norway.
     

    Vorsicht Fußspuren

    So schön und romantisch unberührter Schnee wirkt, so unschön sind Fußstapfen in einer ansonsten unberührten Landschaft oder dem Vordergrund einer Actionaufnahme. Daher: an der Foto-Location nicht unbedacht umherlaufen, sondern sofort nach der Ankunft überlegen, in welche Richtung man fotografieren möchte. Mitunter ist es auch erforderlich, einen großen Bogen zum Standpunkt der nächsten Aufnahme zu gehen, um seinen Vordergrund zu erhalten.

    Autor: Lars Schneider

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