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    GORE-TEX Transalpine-Run: Grenzen überschritten, grenzenlos weit geschaut

    Gastautoren
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    Davor

    Manchmal ist es besser, wenn man nichts weiß. Als wir im Sommer in der BRIGITTE sechs Startplätze unter unseren Leserinnen für die zweite Etappe von Lech nach St. Anton verlosten, war mir nicht wirklich klar, auf was ich mich da einließ. 26 Kilometer und 1800 Höhenmeter? Hörte sich schlimm an, klar, aber auch nach Abenteuer, Grenzerfahrung und Herausforderung. Nur: Ehrlich gesagt kann man die Ausmaße als Flachland-Mensch (der „höchste“ Berg in Hamburg bringt es gerade mal auf 116 Meter!) nicht wirklich einschätzen. Und vor allem: Man kann sich nicht richtig vorbereiten auf das, was da kommt. Auch wenn Salomon-Athlet Philipp Reiter, der unsere Gastläufer-Gruppe sechs Wochen lang per What`s App begleitete, alles gegeben hat, um uns auf das Erlebnis GORE-TEX Transalpine-Run einzuschwören. Nur Berge konnte er nicht versetzen.

    Dabei

    Die umrahmen uns dann idyllisch am 4. September, als wir bei etwa drei Grad über null im Startbereich in Lech am Arlberg stehen. Wir, das sind außer meiner Teamkollegin Julie und mir die drei BRIGITTE-Teams Frank und Bettina aus dem Schwarzwald (beide mit Trailrunerfahrung), Nathalie und Lara (Kolleginnen aus Rüsselsheim, die zusammen Halbmarathon und Triathlon machen) und Pia und Elke (Mutter und Tochter aus Hamburg und Marathon-Finisher). Für alle ist es das erste GORE-TEX Transalpine-Run Erlebnis. Und alle, außer Bettina und Frank, haben nur im Flachen trainiert. Noch mehr Sorgen als die 1800 Höhenmeter macht mir in diesem Moment allerdings, dass es am Wochenende geschneit hat und oberhalb von 2000 Metern alles weiß ist. Hab ich mir vielleicht zu viel vorgenommen? [gallery size="full" ids="3483,3482,3481"] Zum Glück habe ich nicht viel Zeit zum Grübeln, denn es geht schon los. Die erste 900-Meter-Steigung hoch zum Rüfikopf schaffen wir locker im schnellen Wanderschritt. Der Boden ist zwar rutschig und nass, aber der blaue Himmel und die Aussicht auf schroffe Felsen und Bergmassive sind überwältigend. Wir laufen im Gänsemarsch in der Sonne in den Schnee hinein – mehr geht nicht. Ich beobachte die „echten“ GORE-TEX Transalpine-Run Läufer, die an mir vorbeiziehen, mit 40 Kilometern vom Vortag in den Beinen. Ob die überhaupt noch ein Auge dafür haben, wie schön es hier ist? Oder wird es irgendwann normal? Ich staune und muss aufpassen, nicht in einem Schlammloch umzuknicken, weil ich ständig abgelenkt bin. Bei der zweiten Verpflegungsstation in Zürs, nach einem langen Downhill-Stück, haben wir schon die Hälfte der Strecke geschafft und fühlen uns immer noch fit. Frank und Bettina haben sich schon vor langer Zeit nach vorne abgesetzt, Pia und Elke sind etwas zurückgefallen, weil Pias Wade zwackt. Über coole Trails geht es weiter, an steil abfallenden Hängen vorbei, und dann plötzlich sehr steil hoch zur Ulmer Hütte. Noch mal 600 Höhenmeter liegen vor uns. Jetzt merke ich, dass meine Bein- und Armmuskeln doch schon müde sind. Deutlich langsamer als Am Anfang kraxeln wir die Hänge hoch, bis wir nach einer Stunde oben auf dem Berg stehen und in alle Richtungen auf die Lechtaler Alpen schauen können. So schön! [gallery columns="4" size="full" ids="3485,3486,3488,3487"] Mein persönlicher Leidensweg steht mir allerdings noch bevor. Die letzten sieben Kilometer geht es nämlich steil bergab ins Tal nach St. Anton. Wie weh bergab tun kann, habe ich nicht mal im Ansatz erahnt. Meine Beine wollen nicht mehr, mein rechtes Knie schmerzt, die Muskeln zittern. Muskeln, die ich sonst offenbar gar nicht beanspruche. Denn wo gehe ich schon zu Hause runter, abgesehen von ein paar Treppen? Julie hat auch Knieschmerzen, wir beißen kollektiv die Zähne zusammen. Jetzt sehe ich gar nichts mehr von der Landschaft, nur den Boden unter meinen Füßen. Aber aufhören gibt’s nicht, und nach 5:50 Stunden laufen wir endlich durchs Ziel. Bettina und Frank erwarten uns schon, sie haben die Etappe in 5:15 h geschafft, die anderen vier kommen etwa zehn Minuten nach uns an. „Die krasseste Erfahrung meines Lebens“, sagt Pia erschöpft. Alle haben irgendwo Schmerzen, aber wir sind uns einig: Das war der Wahnsinn! „Was zählte, war, die ganze Strecke im Team gemeinsam zu laufen und unsere Freundschaft daran noch wachsen zu lassen. Unser Zusammenhalt war genial, und wir haben uns gegenseitig toll unterstützt“, meint Lara.

    Danach

    Mein Körpercheck am Tag darauf, den ich größtenteils zu Hause auf dem Sofa verbringe, ergibt: Die Füße sind wider Erwarten gut (keine Blasen), aber die Beine schmerzen doll – ich komme vor Muskelkater kaum eine Treppe runter. Aber ich fühle mich super, glücklich und stolz. Ein Lebens-Erlebnis, erzähle ich meiner Familie. Grenzen überschritten und grenzenlos weit geschaut. Gänsehaut gehabt, Schmerzen ausgehalten, nicht aufgegeben. Extrem. Aber extrem aufregend.   Daniela Stohn arbeitet als Redakteurin für Fitness- und Ernährungsthemen bei der Frauenzeitschrift BRIGITTE. Sie hat Sportwissenschaft studiert und spielt seit 30 Jahren leidenschaftlich gerne Basketball. Wenn neben Familie und Job noch Zeit bleibt, geht sie gerne laufen, macht Yoga oder fährt mit dem Mountainbike.
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