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    Robert „Dr. Eiger“ Jasper: Die Lieblingsskitouren des Eismeisters

    Joachim Stark
    Joachim Stark

    Schopfheim, am Fuße des Südschwarzwalds. Dort lebt Robert Jasper mit seiner Familie. Im Süden stehen die Alpen und fast ungebremst baut sich das Berner Oberland auf. Zu verlockend, vor allem für einen extremen Bergsteiger wie den Robert. Aber zwischen Haustür und Abenteuerland liegen doch rund eineinhalb bis zweieinhalb Autostunden. Robert Jasper ist Weltklasse-Alpinist und GORE-TEX Athlet, Eis- und Mixedkletterer, Bergführer, Eiger-Hausmeister. Skitouren sind für ihn vor allem Training und Mittel zum Zweck: „Wenn ich mit Skiern unterwegs bin, dann als Ausdauertraining oder um Locations zu checken und zum Beispiel zu den Einstiegen von Eisfällen zu kommen. Aber Spaß macht es natürlich trotzdem und es ist einfach immer schön, draußen unterwegs zu sein.“

    Robert Jasper in der Route „The Black Death“

    Wenn die Zeit zu knapp ist, um in die Alpen zu fahren, lohnt es sich auch für Robert, sich mal umzudrehen und nach Norden zu blicken. Der Schwarzwald ist nicht immer schwarz und grün, sondern sehr oft auch sehr weiß. Und dann lohnt es sich, dort die Bretter anzuschnallen. Belchen oder Feldberg können lohnende Ziele sein – nicht vergleichbar mit dem Berner Oberland, aber dafür steht Robert nach einer dreiviertel Stunde am Parkplatz und nach eineinhalb am Gipfel. Der Mixed-Extremist Robert Jasper geht mit Tourenskiern am Feldberg spazieren? Was sagen denn da die Leute? „Na ja, wenn du da welche triffst, die dich kennen, sind da manche schon verwundert. Ja so was, der Jasper auf Skiern. Das ist dann witzig. Aber warum nicht am Feldberg gehen? Es ist nicht weit weg von mir daheim und in diesem Winter waren die Bedingungen schon vor Weihnachten echt gut. Es ist als Trainingsrunde super und diesmal gab's schon ab Mitte November richtig guten Tiefschnee.“

    ©Wikipedia: Feldberg Gipfel aus der Vogelperspektive

    Tour für alle: Feldberg

    Der mit 1493 Metern höchste Berg Baden-Württembergs ist – nach alpinen Maßstäben – ein kleiner Buckel, kaum der Rede wert. Aber da der Feldberg eben der Höchste der Region ist, bekommt er die volle Wetterladung ab. Das Klima kann rau werden und die größte je gemessene Schneemenge liegt bei 350 cm. Die Zugspitze ist ziemlich genau doppelt so hoch, deren Rekordschneehöhe liegt bei 780 cm. Ok, mehr als doppelt so viel. Dafür kann die tiefste Temperatur mithalten: minus 30 am Feldberg, minus 35 waren es mal auf der Zugspitze. Wie auch immer: Am Feldberg kann man als Skitourengeher schon was machen, zur Not geht man die Hänge eben fünfmal, wie man das in den Bayerischen Voralpen oft auch machen muss, um auf seine Trainingsmeter zu kommen. Hier wie dort ist das Mitführen einer Lawinennotfallausrüstung angesagt. Die Wechten am Feldberggipfel sind enorm, es sollte keine abbrechen, während man im Powderrausch das Zastler Loch hinunter pflügt. Bei klarer Luft hat man vom höchsten Schwarzwälder Berg eine spitzen Aussicht auf die Alpenberge mit ihren spitzen Gipfeln. Das Panorama reicht von der Zugspitze bis zum Mont Blanc. Am Feldberg ist alles etwas runder, flacher. Man merkt, dass der Schwarzwald schon etwas abgenutzt ist. Er hat halt schon eine Milliarde Jahre auf den Buckeln, während der alpine Nachbar im Süden mit 135 Millionen gerade in die Pubertät kommt. Kein Wunder, dass dort noch etwas mehr geht.

    Toureninfo

    Viele Wege führen nach oben. Ich möchte auf die frisch überarbeitete Website weisswald.ski verweisen. Weisswald? Ja, genau: Schwarzwald, aber im Winter. Dort finden sich sehr hübsch aufbereitet Skitoureninfos der Region. Infos gibt’s zum Beispiel auch bei Outdooractive.com

    Robert unterwegs am Feldberg
    Und welche Touren kann Robert sonst noch empfehlen?

    „Die Alpen sind für mich der Ort, wo ich Abenteuer vor der Haustür erleben kann“, sagte Robert mal in einem Interview. Natürlich heißt „vor der Haustür“ bei ihm: das Berner Oberland. Aber weil in seiner kleinen Aufzählung außer dem Feldberg alles mit B anfängt, ergänze ich einfach noch den Bbbbelchen (1414 m).

    Heut gehen wir auf welchen? Den Belchen!

    Diesen bekannten Schwarzwälder Berg geht man bei ausreichend Schneelage von Süden her an. Mit 500 bis 600 Höhenmetern ist die Belchen-Tour auch nicht kürzer als die (gefühlt) überlaufenste Skitour der Alpen Richtung Taubensteinsattel in den bayerischen Voralpen.

    Toureninfo

    Talort ist Neuenweg (760 m Höhe). Dann nach Norden Richtung Belchenhöfe. Dort parken (ca. 900 m). Infos findet man im Web bei Outdooractive. Man kann den Belchen aber auch aus anderen Richtungen angehen.

    Einfache Tour: Bunderspitz (2546 m)

    ©: Raphael Rohner Blick vom Gipfel der Bunderspitz (2546 m)

    Eine schöne, gemäßigte Tour führt von Adelboden aus auf den Bunderspitz. Die Tour ist nicht sehr lawinengefährdet und die Aussicht vom Gipfel ist sensationell. Deshalb ist die Tour beliebt. Für Ausdauertiere wie Robert sind die 1150 Höhenmeter schnell erledigt und zum Mittagessen ist er wieder zu Hause. Ich würde aber empfehlen, sich mehr Zeit zu nehmen und in der Region zu bleiben, um die Schweizer Bergwelt zu genießen. Am nächsten Tag kann man sich dann eine von Roberts weiteren Tourenempfehlungen vornehmen.

    Toureninfo

    Talort: Adelboden. Start am Bunderleparkplatz (bei Ahorni, ca. 1380 m) an der Brücke über das Bunderbächli oder direkt von Adelboden (Margelibrügg; dann 180 Höhenmeter mehr). Bei der Abfahrt die Wildruhezonen meiden! Missachtung kann – wie so vieles in der Schweiz – extrem teuer werden. Infos und gps tracks findet man hier.

    Mittlere Tour: Bundstock (2756 m)

    ©FelixDeprez: Mond über dem Bundstock Gipfel

    Eine etwas schärfere Tour ist der Bundstock zwei Täler weiter östlich. Nach rund 1600 Höhenmetern Aufstieg steht man auf dem Gipfel in direkter Nachbarschaft zum gewaltigen Blüemlisalphorn. Man hat einen grandiosen Blick auf den gesamten Kessel des Oeschinensees im Süden und den Thuner See im Norden. Die Tour ist aus guten Gründen sehr beliebt. Robert hat noch andere Gründe, die Gegend zu lieben: Rund um den Tschingelsee gibt es etliche herausragende Eis- und Mixedklettereien mit einer enormen Routenauswahl. Vom anfängergeeigneten Eisklettergarten bis zur extremen Mixedroute ist alles dabei.

    Toureninfo

    Vor Frutigen biegt man nach Kiental/ Tschingel ab (Mautstraße). Start bei ca. 1150 m. Zunächst entlang der Straße zur Griesalp, wo man sich rechts hält. Weitere Infos findet man hier.

     
     

    ©FelixDeprez: Blick zur gewaltigen Blüemlisalp und am Chlyne Bundstock vorbei zum Hauptgipfel.

    Schwere Tour: Balmhorn

    Groß und mächtig, schicksalsträchtig, um seinen Gipfel jagen, Nebelschwaden. A Donnern schickt er oft ins Tal und dann schauderts alle auf amal. Diese Dichtung widmet sich zwar dem Watzmann, aber inhaltlich passt sie für's tausend Meter höhere Balmhorn und den Nachbarn Altels genauso gut. Aus fast 2500 Meter über dem Talboden grüßen das vergletscherte Balmhorn und die pyramidale Flanke des Altels herunter. Es sind zwar zwei eigenständige Tourenziele, die aber einiges gemeinsam haben. Erstens: Beides gewaltig. Zweitens: Die Berge sind über einen Verbindungsgrat verbunden (den man aber mit Skiern nicht macht). Drittens: Der Ausgangspunkt ist derselbe. Zum Balmhorn hält man sich auf etwa 2000 Metern Höhe rechts, zum Altels links. Ab Sunnbüel sind es auf's Balmhorn 1800 Höhenmeter, zum Altels ein paar Meter weniger. Dafür ist der Balmhorngipfel weniger schwer. Beide Touren kann man auch vom Berghotel Schwarenbach aus angehen, wenn man sich eine Übernachtung dort vor der Tour gönnen möchte. Spart 150 Höhenmeter, kostet aber Geld und Zeit.

     
     

    Toureninfo

    Talort: Kandersteg. Mit der Seilbahn nach Sunnbüel (klar, geht auch „by fair means“, dann sind es aber 700 Höhenmeter mehr, womit man dann auf 2500 Höhenmeter kommt, plus kleinem Gegenanstieg zurück nach Sunnbüel). Dann taleinwärts und bei ca. 2000 m links abbiegen. Zum Balmhorn entweder geradeaus und dann über den Zackengrat oder bei ca. 2600 m links haltend über den Schwarzgletscher (bei guten Verhältnissen v. a. als Abfahrtsvariante lohnend). Übrigens: Das Balmhorn ist auch im Sommer eine überaus lohnende Hochtour. 2015 stieg ein Team zusammen mit Edurne Pasaban im Rahmen der GORE-TEX Experience Tour auf das Balmhorn. Passend zu den spannenden Skitourenzielen für diese Wintersaison findest du hier eine Auswahl an GORE-TEX Jacken und Hosen, die dich bei deiner nächsten Unternehmung bestens vor Wind und Wetter schützen werden. Mehr zu Robert und seinen aktuellen Projekten findest du auf seiner Facebook Seite.

    Joachim Stark Joachim Stark

    Joachim Stark

    Alpinexperte in Theorie, Praxis, Bild und Text. Joachim ist Allround-Bergsportler: Alpin-, Eis- und Sportklettern, Skitouren, Mountainbiken stehen auf seiner Freizeitliste – wenn er neben Pressearbeit, Fotografie, Grafik- und Layoutarbeit für Unternehmen aus der Outdoorbranche freie Zeit findet. Für die Marke GORE-TEX arbeitet er seit 2012 als freier Mitarbeiter.

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